Dorothea Reese-Heim

Dorothea Reese-Heim, geboren 1943, ist seit 1983 Professorin für Textil an der Universität Paderborn. Studium an den Kunstakademien in Karlsruhe und München. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Preise und Auszeichnungen, darunter der „Lotte Hofmann Gedächtnispreis für Textilkunst“ und das „Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland“.  Realisation von Kunst am Bau-Projekten in Sydney, München, Berlin und Paderborn. Arbeiten im Besitz des Württembergischen Landesmuseums, Stuttgart und des Museums für Kunsthandwerk, Frankfurt. Dorothea Reese-Heim lebt und arbeitet in München und Paderborn.

Das künstlerische Denken von Dorothea Reese-Heim kreist um die skulpturalen Möglichkeiten von Papier und textilen Materialien, aus denen sie transparente Raumkörper entstehen läßt. Wichtige ästhetische Prinzipien der Künstlerin sind die Transformation durch Umordnung und die Beachtung der Materialökonomie. Seit einiger Zeit befaßt Dorothea Reese-Heim sich mit Buchobjekten, in denen sie das gestalterische Potential dieses Mediums systematisch erforscht.

Zum näheren Umfeld dieses Werkkomplexes zählen Arbeiten wie die Serie „Atlas 1“. Hierfür wurden Buchstreifen in Paraffinblöcke eingegossen, so daß allein ihr Schnitt an der Oberfläche sichtbar blieb. Auf diese Weise sind Zeichen jenseits von Sprache entstanden, welche dennoch auf diese hindeuten: Ist Wachs doch ein geschichtsträchtiges plastisches Material, das gestern wie heute mit der westlichen Schriftkultur verbunden ist. Bekanntermaßen schrieben die Römer auf Wachstafeln. Wurde das Notierte nicht mehr gebraucht, strich man die Oberfläche wieder glatt, so daß Inhalte nach Belieben entweder bewahrt oder wieder gelöscht werden konnten. Daher wurde Wachs zur Metapher für das Gedächtnis. In unseren Tagen wird Wachs bei verschiedenen reproduktiven Druckverfahren eingesetzt.

Dr. Karen Meetz, Universität Osnabrück